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Festsitzende Schrauben vermeiden. Schrauben richtig schmieren und anziehen

Lesedauer: 4 Minuten

 

Das normale Vorgehen beim Eindrehen einer Schraube:

  1. Man nehme eine Schraube
  2. suche sich das passende Drehmoment im Tabellenbuch
  3. und zieht diese mit dem passenden Drehmoment an.
  4. Fertig.
  5. Bei Flanschverbindungen sollte man am besten erst mal mit dem halben Nennmoment je Schraube starten und dann über Kreuz schrittweise zum vollen Moment steigern.

Ist die Schraube neu und noch mit ausreichend Konservierungsöl benetzt, ist dieses Vorgehen technisch absolut in Ordnung. Vor allem dann, wenn die Maschinenschraube für lange Zeit nicht wieder gelöst werden muss.

 

Wenn hingegen Schrauben zu Wartungszwecken gelegentlich geöffnet werden müssen, empfiehlt es sich, die Schrauben vorher immer richtig zu schmieren.
Auch bei wiederverwendeten Schrauben ist eine Schmierung vor der Montage notwendig. 
Unerlässlich ist sie bei Materialien, bei denen ein Kaltverschweißen bei der Montage verhindert werden muss. Dies ist vor allem bei Edelstahlschrauben der Fall.

 

Aber warum:

 

 

Schrauben werden mit einem bestimmten Drehmoment angezogen. Dieses Moment wird mittels des Gewindes in eine axiale Vorspannkraft umgewandelt, die wiederum zum Klemmen der beiden Bauteile gegeneinander gebraucht wird. In der industriellen Montage geht es bei Schraubverbindungen meist darum, eine definierte Klemmkraft zwischen zwei Bauteilen zu erreichen.

Wichtig zu wissen ist dabei, dass ein großer Teil des Drehmoments in Reibung umgewandelt wird. Dieser Reibschluss ist nötig, damit sich die Schraube nach dem Anziehen nicht wieder löst. Der Reibungswiderstand bedeutet aber zeitgleich Verluste in der Vorspannkraft. Es werden nur ca. 10 % des Anzugsdrehmoments tatsächlich in die Vorspannung der Schraube umgesetzt.

Der ausschlaggebende Reibungskoeffizient hängt vor allem vom Material, der Oberfläche und dem Schmierzustand von Gewinde und Schraube ab. Bei frischen Schrauben mit anhaftendem Öl wird dieser Reibbeiwert meist eingehalten. So wird mit dem angegebenen Drehmoment eine zulässige Dehnung der Schraube und somit eine definierte Vorspannung erzeugt.

Wenn der Reibbeiwert deutlich höher wird, wie z. B. bei einer blanken oder einer schon benutzten und trockenen Schraube, so ergibt sich beim gleichen Anzugsmoment mehr Reibung im Gewinde und unter dem Schraubenkopf. Als Konsequenz erzielt man eine geringere Vorspannkraft der Schraube. Die Schraube drückt die Bauteile nicht fest genug gegeneinander, und diese können sich im schlechtesten Fall lösen.

Der Einsatz spezieller Schraubenschmierstoffe beeinflusst die Reibzahl der Schraubverbindung positiv und gewährleistet die Einhaltung der Reibwerte und so eine sichere Verbindung.

 

Variante 1

Man benetzt mit einem Multi-Öl das Gewinde und auch den Schraubenkopf der Maschinenschraube. Dies ist die „besser als nichts“-Variante und stellt – mehr oder minder – den Neuzustand der Schraube wieder her.


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Variante 2

Schraubenpasten, auch Antifestbrennpasten genannt, sind spezielle Schmierstoffe mit hohem Festschmierstoffanteil. Auch hier ist wichtig, nicht nur das Gewinde sondern auch speziell unter dem Schraubenkopf zu schmieren, um die richtigen Reibbeiwerte für ein sicheres Anziehen der Schrauben zu erreichen. 

Neben dem Vorteil, dass die Schraube immer richtig angezogen ist, haben Schraubenpasten einen zweiten Pluspunkt: Der hohe Anteil an Festschmierstoffen gewährleistet selbst bei langen Betriebszeiten und aggressiven Einsatzbedingungen wie bei hohen Temperaturen noch ein einfaches Lösen der Schraube.


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Achtung! 

Zum Schmieren von Schrauben dürfen keine Montagepasten verwendet werden. Montagepasten reduzieren die Reibung so stark, dass bei Verwendung des Standarddrehmoments entweder die Schraube abreißt, oder – was noch viel gefährlicher ist – die Schraube überdehnt, ohne dass dies bemerkt wird. Überdehnte Schrauben gewährleisten praktisch keine Haltekraft mehr.

 

 

Unser Fazit: Schrauben richtig schmieren ist sinnvoll und bei manchen Schrauben, wie z. B. Edelstahlschrauben, unerlässlich. Müssen Schrauben öfters gelöst werden, erleichtert das Auftragen von Schraubenpasten bei der Montage die spätere Demontage erheblich. Bei einer Wiederverwendung von Schrauben sollte demnach darauf geachtet werden, dass diese vorher wieder richtig geschmiert sind. 

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